Die in Berlin lebende Hella Mewis lebt seit Jahren im Irak und arbeitet unter anderem für das Goethe-Institut. Sie wurde Anfang dieser Woche in Bagdad entführt. Der Kulturvermittler ist jetzt wieder frei und sicher.
Die im Irak entführte Deutsche Hella Mewis ist einige Tage nach ihrer Entführung frei. Ein irakischer Militärsprecher sagte, die Sicherheitskräfte hätten Mewis befreit. Er gab keine Details über die Operation. Bisher ist auch unklar, ob in den letzten Tagen Verhandlungen mit den Entführern stattgefunden haben. Die Aktivistin Sirka Sarsam, die mit der Kuratorin Mewis befreundet ist, bestätigte, dass Mewis frei sei. „Wir haben vom Einsatzkommando vorläufige Informationen erhalten, dass die Sicherheitskräfte Hella freigelassen haben.“ Das Militär wird später am Tag weitere Details veröffentlichen.
Ein Sprecher des Obersten Justizrates des Irak sagte, die Operation werde von einem Ermittlungsgericht in Bagdad unterstützt. Bewaffnete hatten Mewis am Montagabend in der Innenstadt von Bagdad gefangen genommen. Hier befindet sich auch das Kulturinstitut Bait Tarkib, an dessen Bau Kurator Mewis gearbeitet hat. Nach Angaben von Sicherheitskreisen im Irak fand die Entführung in der Nähe einer Polizeistation in Bagdad ohne polizeiliches Eingreifen statt.
Die deutsche Botschaft in Bagdad hat die Informationen der irakischen Armee noch nicht kommentiert. Das Auswärtige Amt in Berlin hat dies noch nicht kommentiert. Mewis wurde in Berlin geboren, lebte mehrere Jahre in Bagdad und war dort an Kunst- und Kulturprojekten beteiligt. Sie arbeitet auch als unabhängige Fachkraft und Beraterin am Goethe-Institut.
Zwei Milizen werden verdächtigt
„Gute Nachrichten!“, Schrieb der irakische Experte Abbas Kadhim auf Twitter. Mewis ‚Freunde hatten in den letzten Tagen versucht, den Druck auf die irakische Regierung und die Sicherheitsbehörden zu erhöhen. Mewis ist in Bagdad gut vernetzt und hat Kontakte zu Künstlern und Intellektuellen sowie zur Politik.
Bisher hat niemand die Entführung gestanden. Bisher richtete sich der Verdacht hauptsächlich gegen die iranische schiitische Miliz Kataib Hisbollah und die sunnitische Terroristenmiliz Islamic State (IS). Ein Sprecher der Kataib Hisbollah bestritt indirekt die Beteiligung der Miliz. IS-Zellen sind im Irak immer noch aktiv. Die Gruppe hat dort in den letzten Jahren an Einfluss verloren.
Im Irak wurden deutsche Staatsangehörige nach dem Sturz des Diktators Saddam Hussein im Jahr 2003 mehrmals entführt. 2005 wurde die Archäologin Susanne Osthoff entführt und freigelassen, nachdem sie 23 Tage lang als Geisel gehalten worden war. 2006 wurden Thomas Nitzschke und René Bräunlich als Techniker eines Pflanzenproduzenten in Leipzig entführt. Sie wurden einige Monate später freigelassen. 2007 wurden die Deutsche Hannelore Krause und ihr 20-jähriger Sohn Sinan in Bagdad entführt. Die Mutter wurde freigelassen, der Aufenthaltsort des Jungen ist unbekannt.