Stand: 28.10.22 22:11
In Grünheide werden wieder Kiefern geschnitten: Der amerikanische Elektroautohersteller Tesla bereitet auf dem Gelände die nächste Ausbaustufe vor. Im nördlichen Teil des Geländes werden neue Produktionsgebäude errichtet. Naturschützer sind kritisch.
Der amerikanische Elektroautohersteller Tesla will sein Werk in Grünheide (Oder-Spree) erweitern. Zur Erweiterung der Produktionskapazitäten werde derzeit die nächste Ausbaustufe am Standort vorbereitet, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur (DPA) am Freitag aus dem Unternehmen. Dafür müssen 70 Hektar Kiefernwald gerodet werden. Ein Verlängerungsantrag ist in Vorbereitung. Zuvor hatte die „Märkische Oderzeitung“ [MOZ.de] gemeldet.
Die Arbeiten begannen am Freitagabend. Mehrere Arbeiter seien mit Spezialfahrzeugen im Wald gesehen worden, berichtete die DPA.
Die Produktion von Tesla kommt nur langsam in Gang
Vor genau einem halben Jahr feierte der amerikanische Konzern mit dem sogenannten „Delivery Day“ die Eröffnung seines Elektroautowerks in Grünheide. Von seinem Ziel, dort jährlich 500.000 Fahrzeuge zu produzieren, ist Tesla allerdings noch weit entfernt. Von Phil BengoSee
Wahrscheinlich werden bereits Entschädigungszahlungen geleistet
Tesla rodet für den Ausbau erneut Wald, um Platz für die Baustelle der geplanten Ausbaustufe zu haben, sowie für die Zentralisierung der Baustelleninfrastruktur. Die Bäume würden auf der Grundlage des früheren Bebauungsplans gefällt.
Alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz von Wäldern und Arten wurden umgesetzt bzw. werden derzeit umgesetzt. Bisher wurden 300 Hektar Mischwald aufgeforstet. Gleichzeitig ist eine Erweiterung des Areals zum Beispiel um einen Güterbahnhof geplant, was aber einen neuen Lageplan erfordert.
Initiative aus Grünheide prangert Werkserweiterung an
Die Brandenburger Landesregierung sieht die Expansionspläne von Tesla in Grünheide als Bestätigung der Standortwahl. „Mit der Ankündigung der nächsten Ausbaustufe der Autofabrik bekennt sich Tesla klar zum Standort Brandenburg“, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Freitag.
Auf dem Tesla-Gelände in Grünheide sollen 70 Hektar Kiefernwald abgeholzt werden
Bild: dpa/Christophe Gateau
Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sprach von einem guten Zeichen. „Brandenburg entwickelt sich immer mehr zu einem wichtigen Standort für die moderne Automobilindustrie in Deutschland und Tesla als größter industrieller Arbeitgeber und Ausbilder Brandenburgs hat daran maßgeblichen Anteil.“
Dagegen lehnte der Brandenburgische Natur- und Landschaftsverband eine Erweiterung des Werks ab und kritisierte die weitere Abholzung des Waldes. „Tesla hat keine Kontrolle über die laufende Produktion“, warf der Verein Grünheide dem Unternehmen vor. „Im Geschäftsbetrieb kommt es immer wieder zu Störungen, die Mensch und Umwelt gefährden.“ Sie wiesen auf mehrere Brände hin. Letzte es brannte ende september auf der Tesla-Website. Die Fabrik hat bisher: keine funktionierende Brandmeldeanlage.
Ein Drittel der neuen RE1-Züge kann nicht an Teslas Fangschleuse halten
Die Linie RE1 fährt ab Dezember alle 20 Minuten mit einem neuen Betreiber. Doch beim Ausrichten in Fangschleuse, dem Zubringer für Tausende Tesla-Mitarbeiter, bedeutet es eine Verschlechterung: Jeder dritte Zug wird dort vorbeifahren.See
Das Gesetz sieht Bürgerbeteiligung vor
Laut „MOZ“-Bericht werden im nördlichen Teil des Geländes neue Produktionsgebäude errichtet. Weitere Produktionskapazitäten würden wiederum ein Verfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz erfordern. Das Gesetz sieht Bürgerbeteiligung vor.
Die Produktion in Grünheide startete im März. Nach Informationen der Deutschen Nachrichtenagentur will Tesla dort bis zum ersten Quartal 2023 wöchentlich 5.000 Autos bauen. Allerdings läuft die Fabrik noch nicht voll ausgelastet: Beobachter schätzen, dass Ende September etwa 2.000 Teslas pro Woche vom Band liefen. Im Juni gab das Unternehmen bekannt, die Marke von 1.000 Fahrzeugen pro Woche überschritten zu haben. Vom ursprünglichen Bestimmungsort in Brandenburg 500.000 Fahrzeuge pro Jahr Doch von der Produktion ist das Unternehmen noch weit entfernt.
Tesla beschäftigt derzeit mehr als 7.000 Mitarbeiter – in der ersten Phase wären das 12.000, mit Ausbau könnten es sogar noch mehr werden. Etwa 50 Prozent der derzeitigen Mitarbeiter werden in Berlin leben, etwa 40 Prozent in Brandenburg. Die restlichen zehn Prozent sollen weltweit leben.
Ausstrahlung: Antenne Brandenburg, 28.10.2022, 15 Uhr