Aber Ceres ‚Innenraum scheint nicht ganz kalt zu sein. Dies zeigen unter anderem die hellen Flecken auf der Oberfläche, die die Dawn-Sonde an vielen Stellen aus dem Weltraum fotografiert hat. Sie sind im 92 Kilometer breiten und vier Kilometer langen Oxator Crater am sichtbarsten. Nach spektroskopischer Analyse handelt es sich dabei um Salzablagerungen, die im Weltraum verdunstetes Wasser zurücklassen sollen.
Dies wirft die Frage auf, woher das Wasser kam und wie es sich in flüssigem Zustand befand. Zuerst nahmen die Forscher an, dass sich gemahlenes Eis mehrere Dutzend Fuß unter der felsigen Oberfläche versteckte. Als der Asteroid Oktator vor etwa 20 Millionen Jahren traf, hätte er an die Oberfläche kommen und sofort verdunsten können, heißt es in der Theorie.
Radioaktivität als Wärmequelle
Ein weiteres Szenario ist ebenfalls denkbar: Die Salze könnten aus einem viele Kilometer tiefen Reservoir flüssigen Wassers stammen, das bis heute unter der Kruste des Zwergplaneten verblieben ist. Die Wärmequelle wäre dann der Zerfall von Elementen in Ceres wie Uran und Thorium. Diese radioaktive Wärme liefert wahrscheinlich sehr wenig Energie für eine große geologische Aktivität. Aber es kann für einen dünnen unterirdischen Ozean ausreichen.
Das Wasser in Ceres muss jedoch nicht nur extrem salzig sein, sondern auch andere Frostschutzmittel wie Ammoniak enthalten, um den Schmelzpunkt ausreichend zu senken. Darüber hinaus müssten separate Wassermoleküle in besonderer Weise von Gas umgeben sein. Solche „Gashydrate“ erzeugen extrem schwache Wärme – und können Eismonde und Zwergplaneten vor Abkühlung schützen, wie Planetologen seit mehreren Jahren diskutieren. Sie halten es sogar für denkbar, dass sogar Pluto, das minus 240 Grad Celsius beträgt, dank der Isolierung des Gashydrats das eine oder andere Flüssigkeitsreservoir erhalten hat.
In Ceres war lange unklar, wie viskose Sole aus ihrem zehn Kilometer tiefen Reservoir an die Oberfläche gelangen konnte. Ein Team unter der Leitung von Carol Raymond vom Jets Propulsion Laboratory der NASA hat nun eine Theorie entwickelt, die auf den neuesten Dawn-Daten basiert: Durch den Aufprall auf den „Occator“ entstand eine große Schmelzkammer in der Kruste, die schließlich eine Verbindung herstellte mit dem salzigen Ozean unten. Forscher schreiben in »Naturgeowissenschaften«.
Demnach könnten die Ablagerungen der Salzschicht im Oktator-Krater aus verschiedenen Quellen stammen: Zum einen vom Eis bis zum Boden, der beim Aufprall geschmolzen ist. Zum anderen aus dem tiefen Solereservoir, das seinen Weg durch neue Risse gefunden hat. Ernst Hauber hält diesen Mechanismus für plausibel: „Wenn Sole tatsächlich existieren würde, würde sie sicherlich durch einen solchen Einfluss auf Oxator an die Oberfläche kommen“, sagt der Planetenforscher DLR, der nicht an den vorliegenden Studien beteiligt war jetzt veröffentlicht.