Genesis ist die aufregende junge Luxusautomarke der Kia Hyundai Gruppe. Aber wo bekommt man die Produkte? Schließlich gibt es keine klassischen Händler. Das und vieles mehr klärt ntv.de im Rahmen eines Praxistests. Im Mittelpunkt dabei: die schicke Limousine Electrified G80.
Wer hierzulande eine neue Automarke etablieren möchte, braucht mehr als nur ein gutes Produkt. Der Kunde, gerade im teureren Segment, kauft seinen Laufradsatz gerne in netter Atmosphäre, zumindest dürfte das für die etwas konservativere Klientel gelten. Der Gang zum Autohaus könnte Teil des erwarteten Einkaufserlebnisses sein, könnte man meinen. Aber es stimmt, dass diese Möglichkeit bei Genesis besteht. Die Shops namens Genesis Studio lassen mit ihrer edel anmutenden Innenarchitektur keinen Zweifel daran, dass sie ein passendes Setting für den Kauf eines Genesis sind – allerdings gibt es solche Shops derzeit nur in München und Frankfurt am Main.
Was also tun? Ein kurzer Blick auf die Website genesis.com hilft – füllen Sie das Kontaktformular aus oder rufen Sie die 0800-Nummer auf der Homepage an, wenn Sie nicht geduldig genug sind, um eine Antwort zu erwarten. Genesis verspricht, dass sich ein persönlicher Assistent um alles kümmert – von der Beratung bei der Probefahrt über die Bestellung des Wunschprodukts bis hin zur Lieferung bei Bedarf bis vor die eigene Haustür kümmert sich die Kia-Hyundai-Tochter um alles. Dann wäre das klar.
Ansonsten würde Genesis gerne elektrisch fahren, wie es heute bei vielen Automarken der Fall ist. Der Electrified G80 auch – aber wie der GV70 kann er auch mit Verbrennungsmotoren geliefert werden, im Gegensatz zum GV60, der auf der sogenannten E-GMP oder der Elektroplattform der Kia Hyundai Group basiert.
In der zweiten Reihe reisen Sie wie ein Prinz
Dass der G80 nicht von vornherein als rein elektrisch angetriebenes Fahrzeug entwickelt wurde, tut ihm in der Praxis keinen Abbruch – aber es gibt kleine Details, die ihn verraten: Das Kofferraumvolumen liegt mit 354 Litern unter dem der Verbrenner-Varianten ( 424 Liter). Vor allem aber beherbergt der Fünf-Meter-Liner seine Gäste luftig. Und das tut er, auch in der zweiten Sitzreihe gibt es keine Beschwerden, denn die Lehnen der Vordersitze sind wirklich weit entfernt.
Aber als neugieriger Autofahrer möchte ich mich natürlich ans Steuer der powerboost Business Class setzen. Doch bevor es losgeht, schweift mein Blick zunächst durch das Interieur und achtet auf die schöne, terrakottafarbene Lederausstattung, die in der Preisliste unter der Bezeichnung „Havannabraun“ zu finden ist. Edle Nähte auf dem Lederarmaturenbrett verleihen dem G80 jenes Luxusklasse-Flair, das man von ihm erwartet. Das Alu-Dekor des Testwagens sieht sehr cool aus, eine schöne Holzverkleidung wäre aber etwas stimmiger. Das ist natürlich Geschmackssache, und Genesis bedient unterschiedliche Geschmäcker, indem es natürlich eine Vielzahl von Hölzern anbietet.
Schnell mal die Instrumententafel checken, hier sind nur virtuelle Bilder. Aber zumindest klassisch mit runden Zifferblättern. Aber jetzt nichts wie los – Home-Button getippt und fertig. Lautlos rollt der 2,3-Tonner auf die Straße (obwohl bei der BEV-Version deutlich mehr Aluminium zum Einsatz kommt) und die 370 PS aus zwei starken E-Maschinen sind schon im Kopf. Doch der Stadtverkehr lässt keine Beschleunigungsorgien zu, Vorsicht ist geboten. Die elegante Limousine darf erst hinter dem Ortsschild losfahren.
Jetzt verhindert nur noch der leistungsreduzierende „Eco“-Modus eine Überlastung der Nackenmuskulatur. Okay, das lässt sich ändern. In „Sport“ steht die volle Power zur Verfügung. Doch überraschenderweise haben die Ingenieure das Beschleunigungsverhalten des G80 seiner Klasse entsprechend so programmiert, dass er sehr sanft an Fahrt gewinnt. Die 100 km/h sind natürlich schon innerhalb von 4,9 Sekunden zurückgelegt. Und ab Werk ist die Höchstgeschwindigkeit auf 225 km/h festgelegt, in der Praxis dürfen es schon mal 10 Sachen mehr sein.
Der G80 ist ein Komfort-Tourer durch und durch
Nicht zuletzt durch den tiefen Schwerpunkt (der Akku ist in der Unterseite der Karosserie montiert) verliert der edle Koreaner nie die Fassung. Die Abstimmung des Fahrwerks ist deutlich komfortabel, trotz variabler Dämpfung ist der Genesis nirgends sportlich – bei einem Radstand von mehr als drei Metern kaum zu erreichen.
Auf der Autobahn parierte Samig die langwelligen Störungen des Allradantriebs. Und das vielleicht etwas geschmeidiger als mancher Konkurrent, denn eine Kamera erfasst die Fahrbahn vor der Vorderachse, um das Fahrwerk bestmöglich an die Gegebenheiten anzupassen. Und obwohl diese Funktion serienmäßig ist, kann man mit einem Aufpreis von 5510 Euro den Komfort noch steigern. Hinzu kommen Hightech-Sitze mit Massagefunktionen und pneumatischen Seitenwangen. Aber in diesem Paket steckt noch mehr – zum Beispiel Screens am Heck, ein elektrisches Rollo am Heck und die Zuziehhilfe für alle Türen.
Das G80 besticht durch seine intuitive Bedienung
Generell spielen Bildschirme beim G80 eine große Rolle, denn es gibt einen prägnanten großen im auffälligen 16:9-Format und auch in einer berührungsempfindlichen Variante. Gesteuert werden übrigens die meisten Fahrzeugfunktionen über die . Die Konsole hält aber auch eine konventionelle Schalterreihe mit Tasten für einzelne Themenkomplexe bereit (ruft die entsprechenden Menüs auf). Darunter befindet sich ein Modul zur Bedienung der Klimaautomatik – allerdings als kleines Touchpanel mit zwei Zifferblättern für die Innenraumtemperatur.
Vielleicht noch ein paar Worte zur Ladepraxis und zum Verbrauch: Während der Testphase lag der Stromverbrauch bei moderater Fahrweise bei über 20 kWh/100 Kilometer, also über der durchschnittlichen WLTP-Werksangabe von 19,1 kWh. Der Verbrauch von elektrisch betriebenen Fahrzeugen ist jedoch schwer reproduzierbar, da sie empfindlich auf viele äußere Faktoren reagieren. Neben der Umgebungstemperatur kann auch die Topographie eine Rolle spielen. Es kann also sogar einen Unterschied von zwei bis vier kWh machen, ob Sie mit ähnlicher Fahrweise von Köln nach München oder umgekehrt von München nach Köln fahren.
Der 87-kWh-Akku des Genesis G80 ist schnell wieder voll
Das Schöne am Genesis ist, dass die vorhergesagte Reichweite immer genau und nicht zu progressiv ist. Bei vielen Elektrofahrzeugen muss man immer ein paar Kilometer im Kopf abziehen, um sicher ans Ziel zu kommen. Auch das DC-Laden funktioniert dank der 800-Volt-Architektur schnell – etwa 22 Minuten sind realistisch, um den Akku von 10 auf 80 Prozent zu bringen. Allerdings ist die Ladeleistung des Genesis auf 240 Kilowatt begrenzt und liegt nicht bei rund 350 kW, wie im Prospekt suggeriert. Genesis empfiehlt jedoch den Einsatz von 350-kW-Ladestationen, um das Ladepotenzial voll auszuschöpfen.
Mit einem Basispreis von 69.200 Euro liegt der elektrische G80 sogar im förderfähigen Preisfenster und wird in diesem Jahr mit insgesamt 7.500 Euro bezuschusst. Ab dem 1. Januar 2023 reduziert sich dieser Betrag um 3.000 auf nur noch 4.500 Euro. Für Dienstwagen gilt jedoch weiterhin der halbierte Bruttolistenpreis als Grundlage für die pauschale Umlage für Privatfahrten.
Fazit: Unterm Strich bekommt man beim Genesis Electrified G80 viel Auto fürs Geld, denn die Serienausstattung ist sehr üppig. So gibt es LED-Scheinwerfer, Navigationssystem, Parkpiepser, Rückfahrkamera, elektrische Sitze, schlüsselloses Schließsystem, Wärmepumpe und Tempomat mit adaptiver Regelung gratis dazu. Mehr geht immer: Das Technikpaket für 4530 Euro lockt extra mit Gadgets wie Head-up-Display, 360-Grad-Kamera und adaptivem Kurvenlicht. Zudem wird es noch mehr Assistenz geben, vor allem bei autonomen Bremsszenarien – mehr Komfort und Sicherheit geht kaum.
Und der Genesis punktet vor allem in einem Bereich – auch wenn er sich besser verkauft, als Genesis-Führungskräfte zu träumen wagen, wird er hierzulande ein Exot bleiben. Und etwas zu haben, das nicht unbedingt Mainstream ist, kann auch ein Vergnügen sein. Oder in diesem Fall vielleicht sogar elektrifizieren.
DATENBLATT |
Genesis elektrifizierte G80 |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) |
5,01/1,93/1,47 Meter |
Radstand |
3,01 Meter |
Leergewicht (DIN) |
2325kg |
Stühle | 5 |
Ladevolumen | 354 Liter |
Motorradkunst |
Zwei elektrische Maschinen mit 19.000 Umdrehungen als Höchstgeschwindigkeit |
Transfer |
Eine feste Übersetzung |
Leistung, E-Maschine vorne und hinten |
beträgt 185 PS (136 kW) |
System Geschwindigkeit | 370 PS (272 kW) |
Maximales Drehmoment |
7400Nm |
Motiv |
Allradantrieb |
Beschleunigung 0-100 km/h |
4,9 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit |
250 km/h |
Batteriekapazität | 87,2 kWh |
Maximale Nutzlast | 240kW |
Ladeleistung (AC) | 7 kW (einphasig)/11 kW |
Verbrauch (kombiniert) |
19,1 kW/100 km (WLTP) |
kombinierte WLTP-Reichweite |
520km |
kombinierte CO2-Emissionen |
0g/km |
Grundpreis |
Ab 69.200 Euro |