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Deutschland engagiert sich für den digitalen Wandel, aber es fehlt an ministerieller Zusammenarbeit – EURACTIV.com

Eine Cybersecurity-Agenda, eine Start-up-Strategie und die Präsentation einer zukünftigen Digitalstrategie mögen den Eindruck erwecken, dass Deutschland in digitalen Fragen große Fortschritte macht, aber Kritiker verweisen auf einen gravierenden Mangel an Koordination zwischen verschiedenen beteiligten Ministerien.

Lesen Sie den deutschen Originalartikel hier.

Der digitale Wandel steht im Mittelpunkt der Pläne der deutschen Koalition, und in der Digitalpolitik des Landes hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten viel getan. Kritiker beklagen jedoch, dass es an einer koordinierten und kooperativen Digitalpolitik zwischen den Ministerien fehle.

„Bisher haben zu viele Köche ihren eigenen Brei gekocht. Auch zwischen den Häusern selbst bedarf es dringend einer kohärenten Digitalpolitik. Besonders deutlich wird dies im Bereich der IT-Sicherheit“, sagt Green Network Policy-Sprecher Konstantin von Notz gegenüber EURACTIV.

Um „alles zusammenzuhalten“, arbeitet das Kabinett an einer Digitalstrategie, die Anfang Juli vom Ministerium für Verkehr und Digitales als Konzept vorgestellt wurde. Eine endgültige Version wird vorgestellt Ende August.

Allerdings hat der Innenminister eine Cybersicherheitsagenda beschlossen, die sich etwas mit der einige Monate zuvor vom Vorgängerkabinett veröffentlichten Cybersicherheitsstrategie überschneidet. „Niemand weiß genau, wie das zusammenhängt“, sagt das Büro von Notz.

Das Büro von Notz wies das Verfahren ab, da es „unzusammenhängend“ sei und zu Doppelarbeit führen würde.

Im Vergleich zum vorherigen Kabinett, in dem die Digitalpolitik im Kanzleramt koordiniert wurde, hat sich das neue Dreiparteienregime entschieden, die Koordinierungszuständigkeit für die zu übertragen Ministerium für Verkehr und digitale Angelegenheiten. Die zu erwartende Digitalstrategie bildet die Grundlage aller Digitalpolitiken.

Aber es ist nicht so einfach. Das Innenministerium ist zuständig für Fragen der Cybersicherheit und das Ministerium für Wirtschaft und Klima leitet die Gründungsstrategie, während das Finanzministerium für den Haushalt für digitale Themen verantwortlich ist. Die Finanzierung für 2023 wird bei den Haushaltsberatungen im Herbst verhandelt.

Zwar sehen die Grünen das Kanzleramt als zuständig an effektive Umsetzung und Kohärenz zwischen den im Koalitionsvertrag genannten Vorhaben, chancellery hat seine Verantwortlichkeiten in solchen Angelegenheiten noch nicht erklärt und seine Pläne auf Anfrage von EURACTIV nicht weiter offengelegt.

Nächste Schritte

Unterdessen hat das Bundeskabinett am Mittwoch (27. Juli) dem Kabinettsbeschluss zugestimmt. Startup-Strategiemit dem Ziel, besonders innovative und technologieorientierte Start-ups bei der Ansiedlung in Deutschland zu unterstützen und zu gewinnen.

Die dem Kabinett am 31. August vorgestellte Digitalstrategie konzentriert sich auf den Ausbau von Daten- und Gigabitnetzen, die Einführung sicherer eIDs sowie einheitliche Standards und Rahmenbedingungen für Interoperabilität und Skalierbarkeit – drei Stellhebel, die die Grundlage für alle Digitalvorhaben bilden werden.

Der zuvor in Umlauf gebrachte Entwurf bemängelte mehrere Mängel, etwa das Fehlen konkreter Fristen und veranschlagter Budgets. Da das Ministerium für Verkehr und Digitales sagte, es ziehe es vor, die Präsentation der Digitalstrategie zu verschieben, um die Qualität zu fördern, seien die Erwartungen an die endgültige Version hoch.

Auch die Bundesregierung schlägt vor Souveräner Tech-Fonds die Unterstützung für Basistechnologien durch Open Source für Einzelpersonen, Unternehmen, akademische Einrichtungen und die Zivilgesellschaft zu verstärken.

„Auch im Bereich E-Government hinken wir in allen internationalen und europäischen Vergleichen weit hinterher“, sagt von Notz.

Die Regierung wurde auch dafür kritisiert, dass sie keine marktdurchdringende eID-Strategie vorschlägt. Während der neue Personalausweis seit über einem Jahrzehnt über eine eID-Funktion verfügt, ist diese Lösung nicht weit verbreitet.

Zu viele unkoordinierte Einzelprojekte seien im vergangenen Jahrzehnt „verschlammt“, sagt Rebekka Weiß vom Digitalverband Bitkom.

Aufgrund unklarer Zuständigkeiten seien zu schnell zu viele neue Projekte gestartet worden, „ohne jemals eine kohärente ID-Strategie auf nationaler oder EU-Ebene zu haben“, sagte Weiß Anfang dieses Monats bei einer Anhörung der Digitalkommission.

Dennoch betonte das Digitalministerium, dass man auf EU-Ebene „auf Hochtouren“ daran arbeite, den Rechtsrahmen der eIDAS-Verordnung (Electronic Identification, Authentication and Trust Services) zu überarbeiten, um eine sichere und einheitliche digitale Identität zu schaffen.

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Auf EU-Reform setzen

Neben der Überarbeitung von eIDAS werden auch andere EU-Texte für Deutschland in der Digitalpolitik wichtig sein, so das Ministerium. Wie auf nationaler Ebene sind auch auf EU-Ebene die Kompetenzen für digitale Themen unter den Ministerien aufgeteilt.

So spalten die Vorschläge der Europäischen Kommission zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch sogenannte „Chat-Kontrolle“ die Bundesregierung über Datenschutzbedenken und viele offene Fragen zur Umgehung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

Das liberal geführte Digitalministerium lehnt Chat-Kontrollen ab, während sich die Innenministerin, die Sozialdemokratin Nancy Faeser, ambivalent äußert. Das Innenministerium leitet die laufenden Beratungen auf Bundesebene.

Inzwischen steht der viel diskutierte EU Digital Services Act (DSA) kurz vor der Umsetzung auf nationaler Ebene – für die das Ministerium für Verkehr und Digitales die zuständige nationale Behörde, den Digital Services Coordinator, ernennen wird.

Eine weitere wichtige digitale Akte, das Datengesetz, wird zwischen dem Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und dem Digitalministerium geteilt.

[Edited by Oliver Noyan, Daniel Eck, Luca Bertuzzi]

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